Carel Willink, Kröller-Müller und das Meer

Das war für uns das wichtigste Willink-Bild, vor dem wir sehr lange gestanden haben (egal wie es heißt) ..
Das Stedelijk-Museum war die Schatztruhe, die wir gesucht hatten. Die größte Entdeckung unserer Kunstreise haben wir hier gefunden: Carel Willink, ein holländischer Maler, dessen magische Bilder uns in ihren Bann schlugen.
Heute weiß ich viel über Willink und seinen Weg vom Berliner Dada zum Hofmaler der holländischen Prominenz (nicht zuletzt dank Tom, meinem Freund in Amsterdam). Damals ging es nur um die Bilder, die für Reinhard und mich eine Schlüsserfahrung waren, ohne die man alles, was bei uns danach passierte, nicht versteht ..
Vor ein paar Jahren ist ein Architektur-UFO daneben gelandet ..
Auch dass ein Museum ein Erscheinungsbild und eine Hausschrift hatte, war damals etwas Besonderes, ist uns aber höchstens unterbewusst aufgefallen.
Wir durchstreiften die Säle wie staunende Kinder. Aber wir hatten noch lange nicht genug und sind deshalb quer durch Holland nach Otterlo gefahren. Per Anhalter. Ein Taxifahrer hat uns Spätteenies aufgegabelt und erklärt, dass die Welt überbevölkert sei und deshalb einen dritten Weltkrieg brauche. Darüber haben wir uns doch ziemlich gewundert.
Das Kröller-Müller-Museum war ein Kosmos, durch den wir schwerelos schwebten.

„Der Säher“ von 1888. Das Kröller-Müller-Museum hat eine der frühesten und größten Van-Gogh-Sammlungen.
Als Reinhard nach Hause kam, ist er in die Allerwiesen spaziert und hat angefangen Bilder zu malen, die genau wie von van Gogh aussahen. Das war natürlich ein Holzweg. Über den muss aber wohl jeder gehen.
Dass Frau Kröller-Müller Henry van de Velde als Architekten für das Museum anheuerte (mit Peter Behrens und Ludwig Mies van der Rohe hatte es nicht geklappt), davon hatten wir keine Ahnung. Auch nicht davon, dass sie eine Deutsche war.
Im Mondrian-Zimmer haben uns die frühen figurativen Bilder am meisten beeindruckt. Es war eine Weihestätte. In Erinnerung geblieben sind mir die Farbquadrate von Josef Albers, wohl weil sie so ungeheuer einfach waren.
Unser klitzekleines Zelt stand inzwischen auf einem riesengroßen Campingplatz am Meer.
Hier begann meine Leidenschaft für Öl- und Benzinfässer.

Am Strand von Schreveningen badete das große Geld. Hilde, meine Großmutter, war ganz in der Nähe in einem Grandhotel Zimmermädchen.
Hilde ist wohl letztlich auch ein Grund gewesen, warum wir hier waren. Das ist sozusagen Familientradition.
So schöne Fotos hat Reinhard später nie wieder gemacht, erst recht nicht von mir. An die Fahrt nach Hause kann ich mich nicht erinnern.