Mitte der Siebzigerjahre kam ich, Bernd Polster, als angehender Psychologe nach Bonn am Rhein. Obwohl das hiesige Treibhausklima für einen Norddeutschen schon ein mittlerer Kulturschock war, bin ich geblieben und habe fleißig studiert. Außerdem versuchte ich mich als Künstler und brachte mit Freunden die „Losen Blätter“ heraus, ein etwas anderes „Stadtmagazin“, das seine dritte Ausgabe beinah erreicht hätte. Ich wohnte damals in einer WG in Graurheindorf, wo nebenan in den Rheinterrassen der kosmopolitische Pogo losbrach . Nach dem nur widerwillig abgelegten Diplom schrieb ich zuerst eine fast 400-seitige Abrechnung mit der „bürgerlichen Wissenschaft“ und dann, um die akademisch verdrehten Sätze wieder loszuwerden, ein Buch über Tankstellen und einige Artikel für die Schnüss. Von deren bukolischer Redaktion in der Wilhelmstraße verschlug es mich dann ohne jeden Umweg zum GEO-Magazin an die windige Hamburger Außenalster.
Für das Sonderheft über die Hauptstadt Bonn begab ich mich – nun schon in den Achtzigerjahren – auf eine damals ziemlich exotische Expedition in das weitgehend unbekannte „Bundesdorf“. Was mich wiederum als Autor für einen Bonn-Bildband prädestinierte, der bald darauf im Kölner Vistapoint-Verlag erschien. Noch-Bürgermeister Daniels schüttelte mir dafür im Alten Rathaus wohlwollend die Hand. Bouvier brachte dieses Buch im nächsten Jahrzehnt noch einmal heraus. Da waren Bonn und die übrige Welt aber nicht mehr dieselben. Bei der Überarbeitung meines historischen Stadtporträts blieb deshalb kaum ein Satz unverändert. Im übrigen hatte ich als ein früher Vielflieger inzwischen schätzen gelernt, wie leicht es ist, aus Bonn in alle Windrichtungen zu entkommen.
2003 erschien dann eine umfassende Geschichte meiner Geburtsstadt Celle, ein Buch, das nun, wie alle meine anderen Bücher auch, komplett in meinem Büro konzipiert und produziert wurde (mehr Informationen auf www.berndpolster.de). Das Projekt, das mehrere Jahre dauerte und vom Hamburger Institut für Sozialforschung unterstützt wurde, hat mein stadthistorisches Bewusstsein geschärft. Auch meine Sicht auf Bonn hat sich seitdem noch einmal grundlegend gewandelt, nicht zuletzt seit ich – nun Vater und wieder häuslicher geworden – diese Stadt auch durch die Augen meiner Kinder sehe. Da ich in den letzten Jahren verschiedene Websites entwickelt habe, war der Gedanke nicht allzu weit, das Thema Bonn digital zur Diskussion zu stellen: die Stadt, in der ich nun bald vier Jahrzehnte lebe, in der ich immer noch gerne lebe und die mich wie eh und je ganz furchtbar aufregt. bp